Mittwoch, 18. Juli 2012

Kinder der Nacht

Eine Junge Frau, die bisher mir nicht besonders aufgefallen war, war bis zum schluss geblieben. Obwohl es weit nach Mitternacht war, und eine arbeitsreiche Woche zurücklag weichte sie nicht von meiner Seite. Sie hatte eines nach dem anderen, sehr intelligente Fragen über das Projekt entwickelt. Nicht nur die Antworten, die ich gab fesselten Sie an mich, sie schien in mir auch einen geistigen Mentor entdeckt zu haben.
Die Fabrikhalle war nun bis auf uns leer. Wir beschlosse auch woandes hin zu gehen. Doch wo konnte man um diese Stunde noch hin? Ich war bisher nicht besonders nachtaktiv gewesen in dieser Stadt, und überlies Ihr die Führung.
Durch das überwucherte Gelende schreitend nahmen wir das Zirpen der Grashüpfer war, die seit einigen Jahren hier heimisch geworden waren. Der Vollmond erstrahlte Eisig unseren Weg durch das Dickicht, das zum Loch im Zaun führte. Sie hatte mein Oberarm umklammert und stellte immer weitere Fragen über das Projekt. Vor allem die weltumspannende Perspektive des virtuellen, kulturellen und natürlichen Raumes als gleichberechtigte Dimensionen hatte Sie angesport weiter zu denken. Sie wäre bereit auch den energetischen Raum zu axeptieren, versicherte Sie mir. Obwohl dies einwenig esoterisch klang.

Wir gingen in kein Lokal sondern schritten immer weiter in den Wald, der unweit des leergelassenen Fabriks war. Hier wollten wir die Wirkungsweise des energetischen Raumes aufspüren. Weitab von Lärm und menschlichen Einschnitten. Im Dunkeln hatte das Licht besonders Markante Schattierungen auf den Bäumen, sie bildeten eine umfassende Krone, die sich im Wind bewegte.
Der energetische Raum lies sich direkt durch die emotionale Sensorik erfassen. Alles, was der Mensch nicht willentlich beeinflusst, was sozusagen sich affektiv entlädt oder auf dem Schirm der Bewußtsein zum Vorschein tritt, weist auf den energetischen Raum hin.
Sie versicherte, dass sie in meiner Gegenwart keine Angst in der Nacht im Wald verspürt -obwohl sie sonst weis wie sich Angst anfühlt. Diese Energie war im Augenblick nicht vorhanden. War somit der energetische Raum leer, oder war überhaupt kein solcher Raum da? Entstand der energetische Raum erst durch die Emotion selbst?

Es dämmerte bereits schwach. Sie bewunderte mich, dass ich überhaupt noch nicht müde war. Denn sie war bereits sehr müde, versicherte sie.
Ich schlug vor, sie nach Hause zu begleiten oder Zumindest An eine Stelle in der Stadt, von wo aus Sie alleine weitergehen konnte. Am liebsten wollte sie hier im Wald auf den Mos schlafen, sagte sie. Ich schmunzelte und versprach Sie zu bewachen. Erst stiess sie ein Freudenlaut aus, dann machte sie ein Rückzieher, dass sie mich nicht hier festhalten wolle. Schliesslich willigte sie ein und suchte einen weichen Platz unter einem Baum und lag ihren Kopf auf eine dicke Wurzel. Ich lag mich neben ihr hin. Sie schlief schnell ein, nachdem Sie noch ein Paar Worte über Energie gemurmelt hatte, die ich nicht verstehen konnte.
Ich spürte Sie, den Baum, Die Nachtluft, die Sterne und die Erde. Kein Dösen sondern ein immer schärfer werdende Klarheit überkam mich. Alles, wir alle, verschmolzen zu einem ultramarin blauen Kugel im Mondlicht und die Ganzheit der Nacht.

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